Kaum der Rede wert

Seit zwei Monaten kein Wort geschrieben. Antriebslosigkeit, Müdigkeit, bleierne Schwere. Von außen betrachtet phlegmatisch und faul, aber tatsächlich auf der Suche nach Sinnhaftigkeit. Vielleicht ist es Nichts davon, sondern nur das alte, zu große Herz. Es musste ja so kommen. Ist in diesen zwei Monaten irgendetwas Nennenswertes passiert? Ich erinnere mich.

Wir haben ein neues Bett geliefert bekommen, nur Holz, kein Metall und nun in einer andere Ausrichtung. Seitdem schlafe ich besser. Vielleicht Einbildung. Wir waren in Leipzig auf einem guten Konzert von Diary of Dreams, haben dort unseren Sohn getroffen und hatten Spaß. Ich habe mich ausgiebig mit einer geschenkten Nudelmaschine beschäftigt. Selbst gemachte Nudeln sind schon etwas richtig Leckeres. Habe mich im allgemeinen mit der italienische Küche beschäftigt, besonders mit Pastagerichten. Ein italienischer Sprachkurs an der Volkshochschule. Seit Monaten kein Zucker mehr.

Wir waren eine Woche mit dem Wohnmobil unterwegs. Mittelrhein zwischen Bonn und Rüdesheim. In Ahrweiler, im Ahrtal. Wanderungen in Weinbergen, noch einige Narben, gutes Essen und Wein. Am Rhein entlang in Breibach (unsere Wohnmobil musste mit einem Trecker befreit werden), St. Goar, Lorelei, eine Menge Burgen und Ruinen. In der folgenden Woche meine Mutter und Schwester im Weserbergland getroffen.

Fast zwei Wochen mit einer Coronainfektion und schlimmen Grippesymptomen flach gelegen. Und ja, auf einer ukrainischen Beerdigung Abschied genommen. Zu Schaffen gemacht hat mir nicht so sehr die nach langer Krankkeit verstorben ältere Frau, sondern die Einsamkeit und Trauer ihres Mannes. Habe mich mit ihm angefreundet, ein Flüchtling, der seine Frau in fremder Erde beerdigen musste und sich vor Heimweh verzerrt. Es ist wie es ist, wir brauchen Zuversicht. Zuversicht, das er und ich aus unserer Schwermut entkomme und das der alte Ukrainer sein Heimat noch einmal sieht.

Und hey, ich hab mein Schallplattenspieler wieder reanimiert und höre jetzt fast nur noch altes Vinyl. Alter Zeiten, schöne Zeiten. Wir hatten jetzt über eine Woche als Untermieter den kleinen fröhlichen Hund unserer Tochter. Hat Spaß gemacht und für Abwechslung gesorgt. Nachdem mein Kardiologe mir riet, nicht soviel zu googeln, habe ich mir gleich ein zweites Tattoo stechen lassen. Jetzt stehe ich gerade allein mit unserem kleinen Wohnmobil an der Weser und starre aufs Wasser.

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